Teil 20: Liegt da der Hase im Pfeffer?
Auf der Suche nach deutschsprachigen Sprichwörtern und Redewendungen mit dem Begriff Pfeffer, bin ich anfänglich nicht auf viele Beispiele gestossen: Geh doch dahin wo der Pfeffer wächst! Womit man sich jemanden weit weg wünscht – in des sagenumwobene Indien, und auch hofft, dass dieser nicht mehr zurückkommt. Eine andere Erklärung, die jedoch eher umstritten ist, besagt, man wünsche sich, dass die betreffende Person in die Strafkolonie in Französisch-Guayana deportiert werde, also wo der Cayenne-Pfeffer wächst.
Eine weitere, viel gehörte Wendung ist: Da liegt der Hase im Pfeffer! Was so viel bedeutet, wie, „das ist der entscheidende Punkt, die eigentliche Ursache“. Auch zu dieser Redewendung gibt es unterschiedliche Erklärungen. Pfeffer meint hier anscheinend nicht das Gewürz, sondern eine Brühe, in der das Hasen-Fricassée eingemacht wurde. Der Hase wird somit zum verborgenen, nicht sofort ersichtlichen aber zentralen Bestandteil der Brühe.
Und ich stosse auch auf die Wendung: Jemandem Pfeffer in den Hintern blasen. Eine Floskel, die sich eigentlich von selbst erklärt.
Mir lässt diese magere Ausbeute keine Ruhe, irgendwie passt sie nicht zur Geschichte dieses antiken und so begehrten Gewürzes und ich suche noch weiter, bis ich auf eine ganz Reihe von Sprichwörtern stosse, die ich grössten Teils noch nie gehört habe:
Der Mausdreck will allzeit unter den Pfeffer, Ein Krämer, der nicht Mausdreck für Pfeffer aufschwätzen kann, hat sein Handwerk nicht gelernt, Pfeffer, Kappe und Kalk verdecken manchen Schalk, Pfeffer bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd, Über frisch Fleisch macht man keinen gelben Pfeffer, Wenn der Dreck zum Pfeffer wird, beisst er am stärksten, Wer Pfeffer genug hat, der pfeffert auch seinen Brei.
Es handelt sich bei dieser Auswahl nicht bloss um Sprichwörter, die ich nicht kannte, ich stelle beim Lesen auch fest, dass für mich nicht alle verständlich sind oder, dass ich deren Bedeutung bloss vermuten kann, mir jedoch nicht sicher bin, ob ich sie richtig erfasse.
Auf Grund der Sprache nehme ich an, dass die meisten dieser Sprichwörter sehr alt sind. Könnte es sein, dass Pfeffer als Alltagsgut seine Attraktivität irgendwie verloren hat? Dass seine Alltäglichkeit keine Redewendungen und Sprichwörter mehr inspiriert? Diese Überlegung tönt zwar für sich genommen recht plausibel… doch die Vielfalt von Pepper-Redewendungen im US-amerikanischen Slang stehen dieser These gegenüber. Es wäre ja seltsam, wenn Pfeffer in den USA einen spezielleren, inspirierenderen Stellenwert innehätte, als im deutschsprachigen Raum.