Teil 23: Pfeffer-Salz-Muster: Kleider, Knochen und Hunde
Ich habe meine Recherche zu den Redewendungen mit „Pfeffer“ in der deutschen Sprache nicht aktiv weitergeführt. Doch seit ich meine Reise ins Pfefferland begonnen habe, bin ich bezüglich Pfeffer viel aufmerksamer. So bin ich kürzlich über einen Begriff gestolpert, der mir anfänglich nichts sagte: Pfeffer-und-Salz-Muster. Damit ist ein Stoffmuster gemeint, das durch die Verwendung von hellen und dunklen Fäden in der Körperbindung, den schräg aufwärts verlaufenden Graten eines Gewebes, verwendet werden. Dies verleiht dem Stoff eine Punktmusterung, die an Pfeffer und Salz erinnert, daher der Name. Durch den Kontrast von hell und dunkel erhält dieses körnige Fil-à-Fil Gewebe ein leichtes Treppenmuster.
Ich möchte etwas mehr über die Entstehungsgeschichte dieses Stoffmusters erfahren – ist es englisch? Französisch? Oder wurde es in Italien erfunden? Dabei stosse ich auf eine andere Verwendung des Begriffs und zwar im Bereich der Medizin, im Zusammenhang mit polyzystischen Nierenerkrankungen. Dabei handelt es sich um ein genetisch bedingtes Krankheitsbild, bei dem es zur Bildung von zahlreichen flüssigkeitsgefüllten Zysten in beiden Nieren kommt. Bei der sonographischen Diagnose können massiv vergrösserte Nieren mit gesteigerter Echogenität und dem klassischen Pfeffer-Salz-Muster (= echoreiches inhomogenes Nierenparenchym) erkannt werden. Ich klicke noch etwas weiter durch die medizinische Online-Literatur und stelle fest, dass die Beschreibung „Pfeffer-Salz-Muster“ auch bei verschiedenen Erkrankungen der Knochen verwendet wird. Irgendwie speziell, denke ich mir, dass mit diesem Muster sowohl die äusserste Schicht unserer Person, die Kleidung, bezeichnet werden kann, als auch Organe und Knochen, die sich tief unter unserer Haut befinden.
Ich öffne einen letzten Vorschlag, den mir die Suchmaschine angezeigt hatte und finde dort ein Buch, das sich unter anderem mit der Geschichte der Pinscherartigen Schnauzer beschäftigt, im Kapitel, das ich durchstöbere, geht es um die Farben der Schnauzer.
Ich lese, dass es zu Beginn der Reinzucht Schnauzer und Pinscher in allen möglichen Farben gab. Der damals bekannt Pinscherzüchter Göller aus Stuttgart begann ab 1882 mit der systematischen Züchtung von pfeffersalzfarbigen Pinschern, wobei er immer wieder Rückschläge erlitt und in den Würfen rote und schwarze Welpen fand. Max Hartenstein setzte Göllers Arbeit fort und erzielte dann 1887 mit seinem Rüden „Morro“ und der Hündin „Hexe“ erste Erfolge. Man erzählt sich übrigens, dass Hexe über 18 Jahre alt geworden sei und noch in diesem hohen Alter und bereits zahnlos „Ratten mit unglaublichem Geschick abgewürgt habe“. Hans Räber, der Verfasser dieser „Enzyklopädie der Rassenhunde“ erklärt dann auch: „Übrigens kommt die Bezeichnung Pfeffersalz offenbar aus dem Textilgewerbe her und bedeutete ursprünglich ein Tuch mit einem kleinen schwarz-weissen Würfelmuster.“
Vielleicht verfügt die deutsche Sprache im Gegensatz zum US-amerikanischen Slang über weniger Redewendungen mit „Pfeffer“, weil sie diese irgendwie ökonomischer nutzt und mit einer Metapher ganz unterschiedliche Sachen beschreibt.