Teil 10: Pfeffer auf Eis
Zum Nachtisch gab es Schockladeeis mit Rosa Pfeffer. Lecker. Dass Rosa Pfeffer kein richtiger Pfeffer ist, wusste ich schon. Doch was genau ist nun Rosa Pfeffer? Mein Gastgeber wusste es auch nicht genau – dieser Pfeffer komme aus Südamerika.
Ich beschloss der Sache nach zu gehen und stellte einmal mehr fest, dass «Pfeffer» ein weites Feld ist. Es gibt zwei verschiedene Sorten von Rosa Pfeffer: Es gibt den brasilianischen und den peruanischen Pfefferbaum. Die beiden Pflanzen sind mit einander verwandt.
Die Früchte der brasilianischen Gewürzpflanze werden unter der Bezeichnung «Rosa Pfeffer», «Rosé Pfeffer» oder «Rosa Beeren» als Gewürz verwendet, oft werden die Beeren dem schwarzen, weissen und grünen Pfeffer beigemischt – vor allem aus ästhetischen Gründen. Die Beeren sind aromatisch, jedoch nur mild. Weil die Früchte auch als Weihnachtsschmuck verwendet wurden, findet man diesen «Pfeffer» auch unter dem Namen «Weihnachtsbeere». In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der brasilianische Pfefferbaum als Zierpflanze nach Florida importiert. Heute ist er dort unerwünscht. Die Pflanze verwildert und überwuchert natürliche Biotope. In den Everglades sind grosse Flächen zu reinen Pfefferbaum-Beständen geworden. Mit Millionen von Dollars wird versucht die Pflanze zu bekämpfen. Der Besitz oder die Pflanzung von brasilianischem Pfeffer ist daher in Florida strafbar.
Der peruanische Pfefferbaum ist grösser. Die ebenfalls leicht nach Pfeffer schmeckenden Früchte sind, wie auch die des Brasilianischen Pfefferbaums, als «Rosa Pfeffer» im Handel. Der Baum dient gelegentlich als Zierpflanze. In Südamerika wird die Pflanze noch anders verwendet: Aus den Früchten wird ein leicht alkoholisches Getränk (Chicha) zubereitet, Blätter und Harz werden zu medizinischen Zwecken genutzt und aus dem Baum kann ein Farbstoff gewonnen werden.
Das löst meine Frage nach dem Ursprung des Pfeffers, den ich auf meinem Eis hatte jedoch nicht, es hätten beide Sorten sein können.
Ich gehe mal davon aus, dass es sich um die peruanische Variante handelte und zwar aus folgender Überlegung. Im ätherischen Öl, das dem brasilianischen Pfeffer den Geschmack verleiht, befindet sich unter anderem Cardanol. Ich lese: «Hauttests mit Cardanol erwiesen starke hautreizende Wirkung mit langer Latenzzeit. Vermutlich können von den Früchten ausgehende Dämpfe Kopfschmerzen, Schwellungen der Augenlider und Atmungsdepressionen hervorrufen.»
Mir ging es nach besagtem Abend bestens, keine Beschwerden, weder der Haut noch der Atemwege und das Rezept mit dem Schockladeeis habe ich in meine Sammlung aufgenommen. Weitere Experimente mit Eis und Pfeffer stehen jedenfalls auf meinem Menu-Plan.