Teil 29: Ein steriler Tripel Bastard
Was sich hier wie eine bösartige Beschimpfung anhört, ist in Wahrheit nichts Anderes, als die wissenschaftliche Kategorisierung von Pfefferminze. Ich habe mich mit dieser Pflanze beschäftigt, weil ich mir ein Bild von der nordafrikanischen Küche machen will und natürlich, weil mich die Bezeichnung Pfeffer interessierte. Dass es keinen botanischen Zusammenhang zwischen dem Kraut und dem Gewürz gibt war mir klar, aber woher also der Pfeffer im Namen?
1669 entdeckte der Biologe John Ray, der Vater der englischen Botanik, die Pflanze in einem englischen Garten. John Ray lieferte mit seiner Arbeit im Bereich der Tier- und Pflanzensystematik eine wichtige Grundlage für die spätere, Linnéische Systematik. Mit seiner Methode der Systematisierung nach morphologischen Merkmalen legte er das Fundament eines neuen Systems der Botanik und begründete eine natürliche Klassifikation. In den Jahren nach der Entdeckung der Pfefferminze entwickelte er seine Definition der Art als Fortpflanzungsgemeinschaft, was nahe der heute gültigen Definition lag. Die Pfefferminze ist bezüglich der Fragen der Systematik ein interessantes Studienobjekt:
Man geht davon aus, dass die Pfefferminze (Mentha piperita) als zufällige Kreuzung zwischen der Bachminze (Mentha aquatica) und der Grünen Minze (Mentha spicata) entstanden sei.
In Europa gab und gibt es viele wildwachsende Minzen-Arten. Die Gattung Mentha ist sehr variabel und neigt zur so genannten Bastardisierung, wodurch eine exakte Abgrenzung zwischen den Arten und Sorten nicht immer eindeutig ist. Die Minze hat weiter die Tendenz aus Kulturen heraus zu verwildern, so zum Beispiel im englischen Mitcham in Surrey oder in Süddeutschland, in der Gegend von München, wo Pfefferminze in Moorgebieten angebaut wird.
Um einen Tripelbastard handelt es sich bei der Pfefferminze deshalb, weil bereits die Mentha spicata eine Kreuzung aus Rossminze (Mentha longifolia) und Mentha rotundifolia ist.
Auf Grund ihrer Sterilität ist die Vermehrung der Pfefferminze nur vegetativ, also durch Stecklinge möglich. Aus den Versuchen, die Heilpflanze zu züchten, sind vielenVarietäten geschaffen worden.
Seit 1750 wird die Pfefferminze in Mitcham bei London angebaut. Die dunkelgrüne Sorte ‚Mitcham‘ gilt bis heute als die beste Sorte. Vereinfacht, unterscheidet man dunkelgrüne (‚black mint‘) und hellgrüne (‚white mint‘) Sorten.
Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen Menthol- und niedrigen Carvongehalt sowie durch den schärferen Geschmack, daher der Name Pfefferminze.
Interessant scheint mir hier einmal mehr, wie sich die Bedeutung des Begriffs «Pfeffer» weit über das konkrete Gewürz hinaus erstreckt und auf alles, was irgendwie würzig und scharf ist übertragen werden kann…Oder müsste man eher sagen konnte? Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich mit dem Übergang vom Luxusgut zum Alltagsgut das Begriffsfeld eingeschränkt hat. Jetzt, wo alle Pfeffer zu Hause haben, hat sich die Bedeutung des Wortes auf ein ganz bestimmtes Ding fokussiert.