Teil 3: Mit dem Latein am Ende
Ich bin davon ausgegangen, dass Piper ein lateinisches Wort sei. Die Römer hatten bereits Pfeffer verwendet, das weiss ich spätestens aus den Lektüren meiner Gymnasialzeit. Es würde ja durchaus passen, dass die Verwendung von Pfeffer, wie so vieles, mit der römischen Kultur Verbreitung gefunden hatte. Das lateinische Wort Piper passt sich dann den verschiedenen Sprachen an, wird zu Pfeffer, zu Pepe, zu Pepper, Poivre und so weiter. Entlang dieser Fährte setze ich also meine Expedition in das Pfefferland fort. Doch schon bald erkenne ich, dass ich mich verirrt habe. Eine dieser scheinbaren Abkürzungen, die dich dann im dümmsten Fall stundenlang im Kreis herumführen.
Das Wort Piper ist zwar tatsächlich lateinisch. Doch es handelt sich dabei um ein Fremdwort, das die Römer in ihrer Sprache aufgenommen und latinisiert haben. Der Name Piper (und mit ihm die Begriffe Pfeffer, Pepe und so weiter) kommt vom Sanskrit. In dieser antiken indischen Sprache bezeichnete das Wort Pippali den indischen Piper Longum, bei uns bekannt als „Langer Pfeffer“. Bevor aus dem Pippali der lateinische Begriff Piper wurde, hiess es bei den alten Griechen Peperi. Bereits bei den Römern wird der Begriff ungenau verwendet, ihr Piper bezeichnete sowohl den schwarzen Pfeffer, also den echten Pfeffer, als auch den indischen Piper Longum, im Glaube, dass beide Früchte von derselben Pflanzen kommen.
Diese begriffliche Unschärfe nimmt ab dem 16.Jahrhundert zu. In Europa nannten die Leute auch die unterschiedlichen Chilis, die aus der „Neuen Welt“ kommen Pfeffer, unabhängig davon, ob es sich nun dabei um Pfeffer-Schoten, Pepe-roni, Paprika oder echten Pfeffer handelte.
Ich befürchte, dass mich auch dieser sprachliche Zugang an der Nase herumführen wird und ich mich immer orientierungsloser bewegen werde, je tiefer ich in das Pfefferland vordringe. „Geh doch hin wo der Pfeffer wächst!“ Übrigens auch dies eine Redensart, deren Bedeutung nicht eindeutig erklärbar ist. Meint es einfach, dass man jemanden möglichst weit weg wünscht, in der Hoffnung, dieser Person nicht mehr begegnen zu müssen? Oder ist es ein viel spezifischerer und grausamerer Spruch, mit dem man sich jemanden auf die Strafkolonie in Französich-Guayana wünscht, das Land mit der Hauptstadt Cayenne?