Teil 36: «Peperzak»
Im Zusammenhang mit dem Begriff «Pfeffersack» und dessen Verbreitung, bin ich auf eine niederländische Variante gestossen: Peperzak, mit der die reichen Kaufleute der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) bezeichnet wurden.
Im frühen 16. Jahrhundert beginnen die Portugiesen in Indonesien Handel zu treiben. Ziel dieser Wirtschaftspolitik war es, den Gewürzhandel zu monopolisieren. Ungefähr 100 Jahre nach den Portugiesen, gründeten die Holländer die Vereenigde Oostindische Compagnie, die sich ebenfalls ein Stück vom Kuchen abschneiden wollte.
Bereits 1603 hatte die VOC ihren ersten Posten in Nordwest-Java und 1611 folgte Batavia, das heutige Jakarta.
Doch bald schon kam eine dritte Wirtschaftsmacht hinzu: Zwischen 1611 und 1617 begann sich die East India Company breit zu machen.
Im 17. und 18. Jahrhundert dominierte die VOC den Handel im südostasiatischen Raum. Aber bereits im Verlauf des 18. Jahrhunderts beginnt die Compagnie an ihrer alten Malaise zu zerbrechen. Von Anfang an war das Unternehmen extrem korrupt.
Zwar hatte die VOC praktisch das Monopol über den Gewürzhandel, doch als sich die Nachfrage in Europa veränderte und vermehrt Seide, Tee und Porzellan gefragt waren, konnte die VOC nicht mehr mit der britischen Konkurrenz mithalten.
Der Vierte Niederländisch-Britische Seekrieg (1780-1784), führte dazu, dass die Holländer ihre Güter nicht mehr nach Europa bringen konnten, was die ohnehin schon angeschlagene Kreditwürdigkeit der Kompanie stark schwächte.
Mit dem Einmarsch der Franzosen in Holland (1795) wurde das Ende der VOC besiegelt. Die revolutionäre Volksvertretung stellte das Unternehmen unter Staatsverwaltung, 1798 wurde die bankrotte VOC aufgelöst. Die verbleibenden Besitzungen wurden zum Eigentum der Batavischen Republik, wie die Franzosen das besetzte Gebiet nannten und die Schulden zu Staatsschulden erklärt.
Interessant scheint mir ein Mechanismus, den man auch in der britischen Expansion sieht und als eine Triebfeder des Kolonialismus betrachten kann: Die politischen Machthaber erteilen einem Konglomerat von privaten Unternehmen quasi-staatliche Kompetenzen bei der Ausbeutung eines anderen Landes. Diese Privatunternehmen gehen bankrott (nicht ohne, dass die Bosse zuvor reich geworden wären – Pfeffersäcke) und lösen Widerstände der lokalen Bevölkerung aus.
Der Staat muss die ökonomischen und politischen Schäden, die von den Unternehmern angerichtet werden, ausbaden und manövriert sich früher oder später in die missliche Lage, den Scherbenhaufen übernehmen zu müssen.